Emerging Markets: Krise oder Chance?

Es war vielleicht doch nur ein Traum:  Der unaufhaltsame Aufstieg der Schwellenländer; die Wachstumshoffnung des Jahrtausends; der Goldesel für Anleger: Jetzt steckt Brasilien in der Krise, China im Abschwung, Russland in der Rezession. Innerhalb kurzer Zeit sind die einstigen Wachstumstreiber zu Sorgenkindern geworden – und mit ihnen Aktien und Anleihen aus diesen Staaten. Doch mutige Anleger sehen Chancen.

Kein Wunder, das Anleger aus den Emerging Marktes flüchten. Seit mehr als einem Jahr ziehen Anleger nahezu jeden Monat Geld aus Schwellenländer-Aktienfonds. Allein aus ETFs flossen von Januar bis August mehr als 21 Milliarden Dollar ab, berechneten Analysten von Blackrock. Das entspricht fast zehn Prozent des insgesamt in solchen ETFs investierten Vermögens. Eine Umfrage des Equity Strategie Teams der Credit Suisse unter 265 professionellen Investoren zeigt: Nur magere vier Prozent der Befragten glauben, dass Emerging Markets Aktien im nächsten Jahr mehr Rendite bringen als Titel aus anderen Regionen.


Antizykliker erwarten Gewinne


Doch vielleicht kommt es ja wieder einmal ganz anders als von der Masse erwartet. „Die Anlageklasse ist deutlich überverkauft und die kumulierten Mittelzuflüsse in Fonds mit diesen Aktien haben inzwischen ein Sechs-Jahres-Tief erreicht“, gibt Andrew Garthwaite, Chef-Aktienstratege der Credit Suisse zu bedenken. Auch seien die Währungen vieler Schwellenländer inzwischen sehr günstig im Verlgeich zum Dollar. Nach seiner Einschätzung bleibt deshalb bei den Gewinnmargen der Unternehmen und beim Return-On-Equity nur noch der Weg nach oben. Besonders aussichtsreich seien Rohstoff-Importeure wie Indien, Korea und Taiwan.